16 November 2015

Musikalische Glücksmomente

Veröffentlicht von Schwarzwälder Bote, Posted in Nachrichten

Interpreten der Sonderklasse am Bechstein-Flügel

Musikalische Glücksmomente

Oberndorf. Das dritte Meisterkonzert in der Klosterkirche gestaltete das Piano-Duo Norie Takahashi und Björn Lehmann. Das Programm umfasste drei Choralvorspiele von Johann Sebastian Bach, die Ouvertüre zu "Ein Sommer-nachtstraum" von Felix Mendelssohn Bartholdy, in Programmänderung die Fantasie f-Moll von Franz Schubert und die Symphonie Nr. 2 C-Dur op. 61 von Robert Schumann.

Schon die drei Choralvorspiele zeigten, dass hier Interpreten der Sonderklasse am Bechstein-Flügel saßen. Jedes der drei Choralvorspiele behielt seinen eigenen Charakter.

Ein kaum zu überbietendes musikalisches Verstehen zeichnete das Spiel Takahashi -Lehmann aus. Die Transkription der Sommernachtstraum-Ouvertüre für Klavier zu vier Händen durch den Komponisten bezeichnete Björn Lehmann als Geniestreich.

Und es stimmte. Welch’ feenhafte Einleitung, welches Gewimmel von kleinsten Notenwerten, in dem Geister und Elfen durch die Musik schwirren. Fast unspielbar scheinende Läufe in Bass und Diskant meisterte das Interpretenduo scheinbar mühelos. Nach einer nahezu überschäumenden Notenlust beendet ein fast gehauchtes Finale dieses Meisterwerk der Romantik. Als Björn Lehmann die f-Moll-Fantasie von Franz Schubert ankündigte, bezeichnete er dieses Stück als eines der größten Klavierwerke Schuberts und stellte die Sätze vor, die ineinander übergehen.

Takahashi-Lehmann deuteten es als Vision von Todesahnung und immer wieder aufkeimendem Willen zum Leben. Der dritte Satz wurde mit unglaublicher Leichtigkeit und Eleganz musiziert; im vierten waren musikalische Glücksmomente versteckt: Über den sonoren Bassgrund legt sich genial die herrliche Melodie im Diskant.

Lyrischer Charakter und bruchlose Stellen

Die Symphonie Nr. 2 in C-Dur von Robert Schumann, von ihm selbst als vierhändige Fassung herausgegeben, stellte den abschließenden Höhepunktes dieses Abends dar.

Diesmal hatte Norie Takahashi die "tiefe Seite" des Flügels übernommen. Noch einmal zeigte das Duo Klavierspiel vom Feinsten. Gewaltige Allegrostellen, forte gebracht, wechselten bruchlos mit Stellen ausgesprochen lyrischen Charakters. Doch auch den großen Bogen vermochten diese beiden meisterlichen Pianisten bis zum Schluss zu spannen. Mit den Ungarischen Tänzen Nummer 6 und 9 von Johannes Brahms bedankten sich die Künstler für riesigen Applaus.

Alwin Weber