Der Mann für alle närrischen Fälle

Oberndorf-Bochingen. Bekannt als Initiator der Casting-Show "Harald’s Witzekönig", gefragt als Entertainer bei Festivitäten, beliebt als Begleiter von Bands, um die Pausen mit witziger Unterhaltung zu füllen – so kennt man Harald Möhrle.

Doch da gibt es auch noch eine andere Seite, eine weitere Leidenschaft, die der Bochinger Friseurmeister nicht minder intensiv, doch auf eine ganz eigene Art und Weise, lebt: seine Liebe zur Fasnet. Diese pflegt er mit dem Vertrieb von Fasnetsartikeln mehr hinter den Kulissen, mit einem enormen Zeitaufwand und noch mehr Hingabe.

Wenn er mit Begeisterung erzählt, dass er mit den vier größten Firmen Deutschlands zusammenarbeitet, aber auch mit Lieferanten in Holland und Italien in Kontakt steht, um wirklich auch die ausgefallensten Wünsche erfüllen zu können, dann merkt man, dass nicht der Handel im Vordergrund steht, sondern die Zufriedenheit der Kunden. So wundert es auch nicht, dass er sich eine Monopolstelle erarbeitet hat, die sich über die Kreise Rottweil, Balingen, Horb, Freudenstadt, Nagold und Sigmaringen erstreckt. "Wenn du diesen Artikel nirgends bekommst, geh’ zum Harald nach Bochingen, der besorgt ihn dir" – mit dieser Botschaft auf den Lippen steht schon mal der eine oder andere Kunde im Salon.

Ein Blick in den Katalog reißt selbst Fasnetsmuffel vom Hocker

Möhrle hat ein hervorragendes Netzwerk aufgebaut. Stolz ist er auf seine Beziehung zu einer kleinen Maskenmanufaktur im Thüringer Wald, in der drei Generationen arbeiten, auf die er mit ganz speziellen Wünschen zukommen darf. Auch für das aktuelle Musical-Projekt "Natanja" in Inzigkofen hat er geliefert – das macht ihm Freude. Gruppen und Vereine zählen zwar zum Hauptkundenstamm, doch auch Privatpersonen werden qualifiziert bedient. Die einen wissen genau was sie wollen und bestellen, andere lassen sich inspirieren, blättern bei einer Tasse Kaffee gemütlich in den Katalogen, wieder andere verlangen nach Beratung. Da ist dann Ehefrau Ingrid gefragt, die hier qualifizierte Arbeit leistet und auch denjenigen mit Rat und Tat zur Seite steht, die noch völlig unentschlossen sind. Natürlich gibt es Standardkostüme und -utensilien für alle, die ganz kurzfristig etwas benötigen. Doch ein Blick in die Kataloge reißt selbst Fasnetsmuffel vom Hocker. Hier kann man eintauchen in eine Fantasiewelt, die dem Verkleiden keine Grenzen setzt. "Die edelsten Kostüme kommen aus Holland, die schönsten Perücken aus Deutschland", so der Fachmann, dessen Sommerbeschäftigung es ist, die mehrere tausend Artikel auszuzeichnen. Beim Thema "Perücken" gerät er ins Schwärmen, da ist er in seinem Element.

Die Riesenauswahl an Farben, Längen, Schnitten fasziniert ihn. Liebevoll greift er in das seidige Haar eines Modells, spricht begeistert vom Material, das sich so angenehm tragen lässt. "Wenn kein Mensch an Fasnet denkt, sitzt mein Mann in brütender Hitze auf dem Balkon und widmet sich den Katalogen. Das ist eben seine Welt", so Ingrid Möhrle. Auch die Kinder Sandra und Matthias müssen mit anpacken, ebenso wie es damals war, als die Eltern und Großeltern, Ludwig und Rita Möhrle, mit der Anfertigung von Hanselperücken ihren Beitrag zur Fasnet geleistet haben. Schon damals gaben sich die Kinder im Salon Möhrle die Klinke in die Hand, um Käpsele- und Kügelepistolen, Masken und Cowboyhut zu kaufen. Der Grundgedanke ist geblieben, die Dimension hat sich unter der Leitung von Ingrid und Harald Möhrle gewaltig verändert. Früher hatte Rita Möhrle für die Maskenträger und Narren Hefezopf gebacken, heute ist der Schmotzige im Salon Möhrle Kult. Nach dem Besuch von Schule und Kindergarten kommen die Narren, Handwerker geben sich ein Stelldichein, Gruppen, die Kostüme oder Perücken gekauft haben, lassen sich sehen und bewundern.

Humorvolle Art, positives Denken und Optimismus zeichnen den Friseurmeister aus

Wer Harald Möhrle kennt, weiß seine humorvolle Art, sein positives Denken, seinen Optimismus zu schätzen. Ob er sich als Visionär bezeichnen würde? "Klar" – ist die Antwort und schon sprudeln neue Ideen aus ihm heraus. "Hat er sich einmal festgebissen, kann ihn von der Umsetzung nichts abbringen", so Ingrid Möhrle. Man darf also gespannt sein, was das Vielseitigkeitstalent als nächstes anpackt.